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Kirchborchen

Der Ort wurde 1268 erstmals urkundlich erwähnt. Aus der Jungsteinzeit sind die beiden Steinkistengräber auf dem Limberg zu datieren. Kirchborchen ist heute der Verwaltungsmittelpunkt der Gesamtgemeinde Borchen.

Zu Kirchborchen gehört Schloß Hamborn, welches u. a. die Rudolf-Steiner-Schule beherbergt. Seine erste urkundliche Erwähnung fand Borchen am 21. Mai 1268, als das Kloster Abdinghof ein Haus an der Abtsbrede in Paderborn gegen einen in "Kericborchnen" gelegenen Hof eintauschte, doch dürfte das Gebiet schon seit geraumer Zeit besiedelt gewesen sein. Schon 1043 ließ Abt Wolfgang die möglicherweise auf einem Rittergut von Ritter Mainheri der Paderborner Domkirche im Jahr 1015 geschenkten Landgut erbaute Holzkirche durch ein steinernes Gotteshaus ersetzen, das Bischof Rotho am 16. Oktober 1043 dem hl. St. Gallus weihte. Von Beginn an gehörten zu der Gemeinde Kericborchnen auch Alflaan und Nortburgnon. In einem Statut von 1304 ist die Rede von bäuerlichen Kleinstsiedlungen rund um Kirchborchen, die wieder besetzt und bebaut werden sollten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts - die Zeit der Fehden - könnten sich die Menschen aus diesen Kleinstsiedlungen aus Angst vor Überfällen um den Wehrturm der Kirche in Kirchborchen angesiedelt haben. Ihre Äcker in der Feldmark bestellten sie weiter, in der Hoffnung, irgendwann in ihre Häuser zurückkehren zu können. Allein durch ihre Lage bot die neue Kirche Schutz. Der halboval fließende Dorfbach und der nördliche Ellerbach machten das Areal um die Kirche zu einer Halbinsel von ca. 75 x 150 m, nur zugänglich durch das Durchwaten einer dieser Flüsse im Osten.

Kirchborchen im Mittelalter

Zu der Entwicklung Kirchborchens zwischen 1370 und 1618, dem Beginn des 30-jährigen Krieges, gibt es nur wenige Quellen - auch die Kirchbücher vor 1628 sind wahrscheinlich in den Wirren des Krieges untergegangen. Von besonderem Interesse für die Geschichte Kirchborchens an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit ist die Überlieferung eines im Jahre 1525 durchgeführten Schnatganges. Schnatgänge waren Grenzbegehungen zur Festlegung und Bestätigung der zu einem Dorf gehörenden Feldmark; so pflanzte sich die Kenntnis der Gemeindegrenzen von Generation zu Generation fort. Für den Schnatgang der Kirchborchener gab es damals einen besonderen Anlass: Die Ettelner hatten sich durch einen formlosen Schnatzug einen Teil der Waldungen in der Kirchborchener Mark angeeignet. Aufgefordert durch Abt Johann von Abdinghof, dem "Obersten Waldfürsten der Mark Kirchborchen", und die anderen Grundherren, berief Dorfrichter Johann Heger zunächst ein "Holting" - ein Gericht über Waldangelegenheiten - mit den Eingesessenen von Kirchborchen ein und legte den Schnatzug auf den 05. Oktober 1525 fest. Nach dem vorliegenden Grund beschränkte sich der Zug auf die Grenze zwischen Kirchborchen und Etteln. Bemerkenswert ist, dass die Grenzen von damals mit den heutigen fast völlig übereinstimmen.


Der 30-jährige Krieg

Im Jahre 1618 begann mit dem "Prager Fenstersturz" eine der langwierigsten und brutalsten militärischen Auseinandersetzungen der neueren Geschichte: Der 30-jährige Krieg. Er wütete in unserer engeren Heimat von 1621 bis zum "Westfälischen Frieden" 1648 mit mehr oder weniger großer Heftigkeit. Zu allem Unglück kam im Jahre 1636 der "Schwarze Tod", die Pest, nach Borchen. Diese tückische Krankheit hatte bereits im Spätmittelalter ganze Landstriche Europas fast menschenleer gemacht. Jetzt raffte sie zwischen Mai und November in Kirchborchen 197, im benachbarten Nordborchen 144 und in Alfen 118 Menschen dahin. Bald darauf wurde die Vitusprozession eingeführt.
Zwischen 1630 und 1636 wogte der Kampf um Paderborn hin und her, aber auch danach war die Diözese heftig umkämpft. Plünderungen, Hungersnöte und die Einziehung auch des letzten Stück Viehs durch die Kriegsherren waren an der Tagesordnung. Erst ganz allmählich erholte sich auch Kirchborchen wieder von den Schrecken des Krieges. Da die Gallikapelle eine wichtige Station der Vitusprozession war, wurde sie im Jahre 1663 auf Bitten der Gemeinde wieder neu aufgebaut und dann erneut repariert, als sich 1750 der Dompropst über deren schlechten Zustand beklagt hatte. Im Jahre 1660 wurde die Pfarrkirche renoviert.

Weitere konfliktreiche Jahre

Das Dorf Kirchborchen wurde zwischen 1756 und 1763 einer neuen schweren Belastungsprobe ausgesetzt. Im Siebenjährigen Krieg standen sich das protestantische Preußen mit Friedrich dem Großen einschließlich seiner Verbündeten auf der einen und Russland, Frankreich und Österreich auf der anderen Seite gegenüber. Das Fürstbistum Paderborn lag zwischen den Fronten. Im ersten Kriegsjahr befand sich das Hochstift abwechselnd in der Hand der Franzosen und der Preußen. Schließlich siegten die Preußen. In den Jahren 1804 und 1805 wütete im Dorf eine schwere Fieberepidemie, der auch der Pfarrer erlag. Die Ernte war so schlecht, die Teuerung so schlimm, dass es fast zu einer Hungersnot kam und zu allen Überfluss hatte die Bevölkerung zusätzlich mit einer Überschwemmung zu kämpfen.
1807 musste Preußen alle Gebiete westlich der Elbe an Frankreich abtreten. Im seit dem 01. Januar 1808 gültigen Gesetzbuch "Code Napoleon" wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und in jedem größeren Dorf war ein Gemeinderat zu gründen. Zur Zeit Napoleons 1807 - 1813 dürften wohl immer noch 3/4 der Bevölkerung von der Landwirtschaft gelebt haben, wovon wiederum mehr als die Hälfte Kleinbauern waren. Ein weiteres Fünftel der Kirchborchener dürfte einem Handwerk, der Rest anderen Tätigkeiten nachgegangen sein.
Die hygienischen Bedingungen in den ca. 60 bis 80 Hausstätten waren aus heutiger Sicht katastrophal und in den Jahren 1809 und 1810 forderten die "Blattern" wohl über 30 Opfer, darunter viele Kinder.
Schon 2 Jahre später brach Napoleon zu seinem legendären Feldzug gegen Russland auf, zu dem das Königreich Westfalen viele tausend Soldaten stellen musste. 61.000 Soldaten Napoleons kehrten aus Russland nicht zurück. Durch Napoleons Niederlage ermutigt, erhoben sich die zuvor besiegten Völker zur Befreiungsschlacht. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 verließen die Franzosen Westfalen. Seit Mitte Dezember war unser Gebiet dann wieder preußisch.


Erschwerter Alltag der Landbevölkerung

Ab 1825 wurde in Borchen die Separation - Zusammenlegung kleiner Parzellen zu großen Landstücken - durchgeführt. Es gab Missernten, die Menschen klagten über hohe Grundsteuern und die Lebensumstände waren kärglich. Auch der Hang zum Alkohol war ausgeprägt, allein in Kirchborchen gab es 6 Schnapsbrennereien. Es entstanden eine Kaplanei und ein Küstergebäude, beide wurden 1847 erweitert. 1861 ließ der Grundbesitzer Hoppe den Wald auf dem Sommerberg abholzen, um das Land urbar zu machen, 1865 wurde die Brücke über den Dorfbach an der Dörenhagener Straße und die Mauer um Kirche und Kirchhof gebaut.
In den Jahren zwischen 1871 und 1914/18 veränderte sich der Alltag sichtbarer als in allen Jahrhunderten davor - das Moderne hielt Einzug. 1874 Brückenbau "Bieke", Befestigung und Bau neuer Wege, 1878 Kauf einer Feuerwehrspritze, 1880 Verlegung des Amtssitzes von Kirch- nach Nordborchen, 1887 Verhandlungen über die Eisenbahnstrecke, 1891 Einrichtung einer Posthilfsstelle, 1892 Fertigstellung des Schulgebäudes, 1898 Eröffnung der Bahnstrecke Paderborn - Büren mit Station Borchen. In den Jahren 1909 und 1912 erfolgte der Anschluss Kirchborchens an das Telefon- und Stromnetz.

Zeit nach dem ersten Weltkrieg

Im Frühjahr und Sommer 1918 wurden die militärische und wirtschaftliche Lage immer prekärer. Scharen von Soldaten, Frauen und Kindern durchzogen im März täglich Kirchborchen und bettelten um Lebensmittel.
Am 9. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus und der Kaiser floh. Der Krieg war verloren. 32 Kirchborchener waren gefallen und zu allem Unglück brach dort in den Tagen des Umsturzes eine Grippe aus, die in Kirchborchen vielfach zum Tode führte.
Am 19. Januar 1919 ebneten die Wahlen zur Nationalversammlung den Weg zur Demokratie und bis März 1920 waren auch die letzten Kriegsgefangenen heimgekehrt. Am Ostersonntag 1922 wurde ein Kriegerdenkmal enthüllt und am 8. Oktober wurden die Kirchenglocken geweiht.

Nationalsozialismus und zweiter Weltkrieg

Die "Goldenen Zwanziger" wurden 1929 von der Weltwirtschaftskrise abgelöst, deren Auswirkungen auch in Kirchborchen zu spüren waren. 1930 zählte man bereits 50 Arbeitslose, Tendenz steigend. Deutschlandweit führte die Krise zu Massenarbeitslosigkeit und politischen Radikalisierungen, aus denen die NSDAP hervorging. Ungeachtet des zügigen Abbaus der in der Weimarer Verfassung verbürgten Freiheiten und Grundrechte wurde auch Kirchborchen von der nationalen Hochstimmung erfasst.
Nahm nicht die Arbeitslosigkeit rapide ab? Hatte die NS-Volkswohlfahrt nicht Kohlen, Lebensmittelscheine, Schuhe und andere Gebrauchsgegenstände an bedürftige Familien verteilt und die Partei alljährlich Weihnachtsferien mit Bescherung für die Kinder veranstaltet?
So zog das NS-Feierjahr auch die Kirchborchener in seinen Bann. In unverbrüchlicher Treue zur Kirche stehend, waren die Kirchborchener mit Sicherheit keine fanatischen Nationalsozialisten, doch folgten sie dem "Führer" - wie die große Mehrheit der Deutschen. Kirchborchen blieb bis auf einzelne Bombenabwürfe, die keine größeren Schäden anrichteten, weitgehend verschont. Im Laufe des Krieges mussten sie allerdings eine Vielzahl von Evakuierten aufnehmen, so dass in jedem Haus ein bis zwei Fremde waren.
Ende März 1945 stand der Zusammenbruch des "Dritten Reiches" bevor und nach erbitterten Häuserkämpfen eroberten die Amerikaner Kirchborchen am 30. März 1945.
Die beschädigten Häuser waren Anfang 1946 wieder bezugsfertig und 1947 wurde die Gemeindehalle in freiwilliger Arbeit von den Bewohnern wieder aufgebaut. 1948 kam mit der Währungsreform der Aufschwung und es wurde das Erntedankfest als deutliches Indiz für den Optimismus der Menschen mit Musik und Kinderreigen gefeiert.

Nachkriegszeit und Moderne

In den folgenden Jahren setzte rege private und gewerbliche Bautätigkeit ein. 1955 wurde die Brücke über dem Ellerbach fertiggestellt, Straßen wurden verbreitert und asphaltiert und Bürgersteige angelegt. 1965 richtete das Hochwasser in Kirchborchen einen Schaden in Höhe von 500.000,- DM an und die Sanierung nahm 12 Monate in Anspruch. Am 01. Juli 1969 wurden die Gemeinden Alfen, Kirchborchen und Nordborchen zu der Gemeinde Borchen vereint. Die einst landwirtschaftliche Gegend Kirchborchens wurde Wohnraum für viele Pendler und 1972 wurde die Hauptschule mit Großturnhalle eingeweiht. 1975 vergrößerte sich die Gemeinde mit den Dörfern Etteln und Dörenhagen und 1984 wurde das neue, heutige Rathaus gebaut. Zu Kirchborchen gehört auch Schloß Hamborn, wo sich die Rudolf-Steiner-Werkgemeinschaft angesiedelt hat. Sie unterhält an diesem Ort (etwa 3 Kilometer vom Ortsteil Kirchborchen entfernt) die Rudolf-Steiner-Schule, ein Landschulheim, ein Sanatorium mit z.Zt. rund 75 Betten, ein Altenwerk mit Wohn- und Pflegestation sowie ein Hofgut mit eigener Käserei und Bäckerei. Heute präsentiert sich Kirchborchen in der Gemeinde Borchen als blühende und sich gut entwickelnde Ortschaft, die bestens gerüstet ist für das 21. Jahrhundert.

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